Schon länger ein Projekt fürs Sportweekend – nun sollte es realisiert werden: Eine Gletschertour vom Jungfraujoch. Am Freitagmittag stand endlich fest: die Tour konnte stattfinden! So trafen sich am frühen Samstagmorgen acht erwartungsvolle Sportler und eine Sportlerin im Zug Richtung Berner Oberland – einige allerdings schon nass von der Velofahrt zum Bahnhof. Und anhaltender Regen blieb treuer Begleiter auf der Fahrt … bis hoch zur Station Eigergletscher. Sollte das etwa eine Regen-Nebeltour ohne Gletschersicht geben?
Beim kurzen Panoramastopp der Jungfraubahn an der Station «Eismeer» zeigten sich zwischen den Regentropfen endlich ein paar zaghafte Sonnenstrahlen; Hoffnung keimte auf. Oben angekommen warteten bereits zwei Bergführer mit dem Technikmaterial. Nach kurzer Instruktion begab sich die Sportlerschar hinaus zur Vorbereitung: Anseilgurt anziehen, Steigeisen montieren und in zwei Gruppen anseilen.
Dann gings los – mit den Steigeisen breitbeinig und manche anfänglich etwas wacklig… Aufgrund der Schneefälle in den Tagen zuvor waren die Spalten oben teilweise überdeckt. Daher musste statt der direkten Normalroute ein deutlich längerer Zickzackweg eingeschlagen werden.
Die Folge: Wanderzeit fünf statt der ursprünglich geplanten vier Stunden. Immerhin hatte der Niederschlag aufgehört und der Blick ins Tal hinunter verhiess Wetterbesserung aus Süden. Bald konnte auch das Tenu erleichtert werden – so kalt wie befürchtet war es gar nicht. Bei einem Zwischenstopp auf dem flacher gewordenen Gletscher durfte sich die Sportlerschar stärken, bevor es Richtung Konkordiaplatz ging.
Aus den Medien hatte man es schon gehört – nun lagen sie unmittelbar vor den beiden Seilschaften: Die Trümmer eines kürzlich entdeckten, in den 60-ger-Jahren abgestürzten Kleinflugzeugs. Etwas später ging es steil hoch zur Konkordiahütte. Erschöpft, aber wohlbehalten konnte dort mit den letzten Sonnenstrahlen auf den gelungenen ersten Tag angestossen werden – bei prächtigem Gletscherpanorama unter dem inzwischen aufgelockerten Himmel. Schon bald trieb der starke Wind die Sportlerschar ins Hütteninnere zum Zimmerbezug. Frischmachen war indessen schwierig – aufgrund von Wassermangel kam kein Tropfen aus den Hahnen…. Bei Einzelnen machte sich die Höhe zudem mit Unwohlsein und Kopfweh bemerkbar.
Am Sonntag hiess es früh aufstehen: Die Bergführer wollten bei Tagesanbruch losmarschieren, um rechtzeitig bei der Fiescheralp anzukommen. Schliesslich war eine Wanderzeit von sechs Stunden netto angesagt – und vor Abfahrt der Seilbahn Richtung Fiesch sollte es auch noch für ein Mittagessen reichen. Zuerst ging es von der Hütte steil wieder hinunter auf den Gletscher, wo die Steigeisen montiert wurden. Dank stetig aufklarendem Himmel zeigte sich ein immer prächtigeres Panorama. Am Seil festgebunden war es indessen nicht einfach, im Laufen ohne Stolpern ein Bild zu schiessen. Besonders eindrücklich waren die teilweise breiten Schmelzwasserkanäle, die zwischendurch in mächtigen Gletschermühlen verschwanden.
Mitte Vormittag ging es Richtung Gletscherrand, zum Abschluss über besonders eindrückliche Eisberge und Spalten. Nach einem kurzen Anstieg über glatte Felsen hatten Steigeisen und Gstältli ihren Dienst getan und wanderten in den Rucksack. Hoch gings Richtung Märjelensee. Auf einer Anhöhe gabs einen letzten Blick mit Fotostopp vor dem Gletscherpanorama, bevor der Weg Richtung Fiescheralp führte. Allerdings: 11 Uhr und noch 2 ½ Stunden Wanderzeit gemäss Wegweiser? Das würde knapp fürs Mittagessen… Nach einer knappen Stunde die Erleichterung: Der für die Wasserversorgung erbaute, rund einen Kilometer lange Tälligrat-Tunnel ermöglichte eine willkommene Abkürzung. Schliesslich traf die Sportlerschar noch vor 13 Uhr auf der Fiescheralp ein, wo bereits ein Tisch reserviert war. So reichte es bestens für ein ausgiebiges Mittagessen inkl. Dessert, bevor man sich müde, aber zufrieden auf den Rückweg Richtung Aargau machte. Fazit: ein einmaliges Sportweekend mit einer anstrengenden, sehr eindrücklichen Tour über den grössten Alpengletscher.
E. Schmid